Kaum aus dem Hotel raus empfing uns ein kühler Wind, aber wenigstens noch trocken. Es geht weiter Richtung Ruhrpott. Bei der Abfahrt kannten wir unsere Destination noch nicht. Duisburg ist die letzte grosse Stadt vor der Grenze zu Niederlande aber nur 40 km flussabwärts, die nächste grössere Stadt in der Niederlande ist dann schon Nijmegen oder Arnheim, je nachdem welchem Flussverlauf wir folgen werden, aber beide Städte sind rund 120 km weiter flussabwärts und bei diesem garstigen Wetter mit Gegenwind vermutlich zu lang. Dazwischen gibt es einige kleinere Ortschaften, aber kaum mit Übernachtungmöglichkeiten!
Gleich nach Verlassen des Yachthafens sahen wir auf der linken Rheinseite, gegenüber den Kasematten eine grosse Schafherde weiden, dies in einer Grossstadt. Nach Düsseldorf passierten wir KM 748, also 700 km ab Rheinfall und fuhren wieder an grünen Landschaften vorbei. Dies überraschte alle von uns. Wir erwarteten im Ruhrpott dichte Besiedelungen respektive Industrieanlagen oder Kraftwerke. Auch für die Fahrradfahrer, Wanderer und Hündeler ist es ein wahres Paradies. Eigentlich kann man ab Basel mit einigen Ausnahmen dem gesamten Rheinufer auf Radwegen entlangfahren. Wir fuhren zwar immer wieder an einzelnen grossen Industrieanlagen oder Kraftwerken vorbei, aber unmittelbar danach sahen wir wieder unglaublich schöne Naturparadiese, wieder mit Wasservögeln aller Art, darunter auch unzählige Gänseschwärme die sich wohl bereits auf den Flug in den Süden vorbereiten, wen wunderts, bei diesem Wetter. Nach gut einer Stunde Fahrzeit setzte zur Abwechslung auch der Regen kurz wieder ein, der sich dann mit einem Mix aus Wolken und kurzen Sonnenschein abwechselte.
Kurz vor Duisburg mussten wir uns entscheiden ob es weitergeht oder ob wir bereits nach 40 km in Duisburg ein Hotel suchen müssen. Mingo fand dann doch noch ein Hotel weitere 33 km weiter Flussabwärts in Wesen, noch rund 40 km von der holländischen Grenze weg 2 DZ und 1 EZ, aber immerhin kommen wir nun doch weiter als befürchtet.
Auf der Höhe von Marxloh bei KM 785 unmittelbar nach einem der riesigen Stahlwerke von ThyssenKrupp kam eine schwarze Regenwand auf uns zu und wir beschlossen diesen Regen an Land abzuwarten und fuhren auf eine Sandbank. Der Spuk dauerte zum Glück nicht allzu lange und so konnten wir die Fahrt fortsetzen. Allerdings wechselten sich dann Sonne und Regen regelmässig ab (buchstäbliches Aprilwetter im August!) und wir beschlossen durchzufahren. Wir sind ja Wettermässig einigermassen gut ausgerüstet, aber Spass machte es trotzdem nicht. Bei KM 816 sind wir trotz zum Teil starken Gegenwind und vielen Wellen relativ zügig im Yachtclub bei Wesel angekommen und hatten noch Glück einen freien Liegeplatz zu erhalten. Unser Liegeplatznachbar erkannte uns, er hat uns bereits in Köln gesehen und fuhr ab Köln bis Düsseldorf immer hinter uns. Er findet unser Projekt toll und beglückwünschte uns zu unserer Leistung es schon mal bis kurz vor die holländische Grenze geschafft zu haben.
Im Bootshaus genehmigten wir uns ein Bier bevor wir Taxis orderten, die uns zum Hotel fahren sollen. Davor meldete sich aber ein kleines Hüngerchen und wir alle bestellten die schon fast obligate Currywurst mit Pommes. Beim Schwatz mit dem Personal gab sich der Inhaber des Restaurants als Österreicher aus Graz zu erkennen und wir stellten dabei fest, dass seine Mutter aus dem gleichen Dorf kommt wie die Mutter des Chronisten, wahrlich eine kleine Welt😅.
Nachdem uns dann die Taxis endlich zum Hotel ins Stadtzentrum brachten, entschieden Eli und Kurt in ein anderes Hotel zu fahren, wo es noch 2 freie EZ hat und wir somit nicht die Zimmer teilen müssen.
Die Hansestadt Wesel liegt am unteren Niederrhein und ist die Kreisstadt des Kreises Wesel. Sie gehört zum Regierungsbezirk Düsseldorf des Landes Nordrhein-Westfalen und hat bei rund 60.000 Einwohnern den Status einer Großen kreisangehörigen Stadt. Wesel liegt an den Flüssen Rhein und Lippe und hat mehrere Großstädte in der weiteren Umgebung. In Wesel mündet die Lippe in den Rhein. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg durch Bombenangriffe und Artilleriebeschuss zu 97% zerstört und man wollte die Stadt gar nicht mehr neu aufbauen. Foto der zerstörten Stadt sind zur Dokumentation angehängt.
Vor dem Nachtessen machten wir noch eine kleine Sightseeingtour. Viel interessantes gab es nicht zu sehen, mal abgesehen vom wieder aufgebautem Dom und Rathaus nach Originalplänen aus dem 16. Jahrhundert und einer für diese Stadt doch relativ lange und breite Fussgängerzone.
Kulinarisch mussten wir eigentlich das erste Mal auf dieser Reise einen Dämpfer hinnehmen. Im ersten Restaurant (einem Steakhouse), das uns vom Taxi Fahrer empfohlen wurde, wussten sie gerade noch den Wein von lieblich, halbetrocken oder trocken unterscheiden, aber es gab nur einen offenen Rotwein „Dornfelder“ und dann war für uns alle klar, das Restaurant zu wechseln, so ging es zurück ins Restaurant des Hotels, die zumindest was die Weine im Weinschrank, Anlass zur Hoffnung gab, dann aber jäh enttäuscht sind wurden, da diese vermutlich noch dem Vorgänger der Pächter gehören und sie eigentlich nur einen spanischen Tempranillo anbieten konnten, der dann aber zu unser allen Glück auch trinkbar war. Das Essen war dann gar nicht mal so schlecht, aber der Höhepunkt des Abends erlebten wir, als wir noch Espressos bestellen wollten und uns mitgeteilt wurde, dass die Maschine schon abgestellt und gereinigt wurde und das um 22 Uhr! Also Wesel war in jeder Beziehung der Tiefpunkt unserer Reise😞 !und was für ein Unterschied zu Köln und vor allem Düsseldorf!
Wir alle hoffen nun auf wieder besseres Wetter und auf die holländische Küche….